Hund einschläfern: Was auf dich und dein Tier zukommt

hund einschläfern
Bild: @shutterstock.com

Auf jeden Hundebesitzer kommt früher oder später eine schwere Entscheidung zu: „Muss ich meinen Hund einschläfern lassen?“ Um dir bei dieser schweren Entscheidung zu helfen, soll dir der nachfolgende Artikel häufig gestellte Fragen und Ängste in diesem Zusammenhang näher bringen. Zum Beispiel „Wie und warum werden Hunde eingeschläfert“.

Einschläfern darf nur ein approbierter Tierarzt/ eine approbierte Tierärztin. Davor muss klar sein, dass ein Weiterleben für den betroffenen Hund nicht mehr zumutbar ist. Das Einschläfern an sich kann durchaus individuell gestaltet werden. Ziel ist ein stress- und schmerzfreier Tod. Grundsätzlich läuft das Einschläfern wie folgt ab: Wenn notwendig Sedierung des Hundes, (optional) Narkoseeinleitung, Überdosierung der Narkose und oder Mittel, welches Herz-Kreislauf anhält.

Hund einschläfern – Erfahrungen

Das Internet bietet viele Horror- Storys rund um das Thema Einschläfern. Von krampfenden und gequälten Tieren ist die Rede. Vor der Todesspritze mit T61 wird plakativ auf Facebook gewarnt. Ich als Tierärztin habe beinahe täglich Patienten, die ich auf ihrem letzten Weg begleite und ich möchte dir hier etwas die Angst nehmen.

Ein Tier einzuschläfern, das nur noch leidet, ist meine Pflicht. Auch ein Tierbesitzer darf sein Tier nicht unnötig leiden lassen. Niemand sollte die Entscheidung, sein geliebtes Tier einschläfern zu lassen leichtfertig treffen. Verschiedene Ethikkommissionen haben für die Entscheidungsfindung Fragebögen erarbeitet und gerne nehme ich diese zur Hilfe (Entscheidungshilfe zur Euthanasie von Klein- und Heimtieren der Tierärztekammer Berlin).

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Steht jedoch der Entschluss zur Euthanasie (Fachbegriff für Einschläferung, eu = griechisch für gut/schön – thànatos = griechisch für Tod/Sterben) fest, gilt es für mich den richtigen Ablauf zu planen. Im Idealfall habe ich schon lange vor dem Tag X diesen mit dem Besitzer besprochen.

Denn wie ein Begräbnis/ die Abschiedsfeier für Angehörige schon einmal im Vorhinein grob besprochen werden sollte, bevor man von seinen Gefühlen übermannt wird, sollte das auch für unsere Hunde stattfinden. Ich mache mir hierzu auch schon mal Notizen in der Karteikarte.

Viele dieser „Horroreuthanasien“ aus dem Internet wären vermeidbar gewesen, wenn der Tierbesitzer davor mit seinem Tierarzt/ seiner Tierärztin gesprochen hätte. Beispielsweise habe ich von einer Beschwerde gelesen, wo dem Hund der Venenkatheter genau an dem vor Jahren gebrochenen und seither schmerzhaften Bein gesetzt werden sollte, und der Hund deshalb aufgeschrien hat.

Sowas muss vor dem Einschläfern kommuniziert werden! Ich möchte auch wissen, wenn dein Hund sich allgemein sehr ungern an den Füßen anfassen lässt. Denn dann werde ich mich eventuell dafür entscheiden, deinen Hund vor dem Legen des Venenkatheters intramuskulär (in den Muskel) oder subkutan (unter die Haut) zu sedieren, oder gar schon in Narkose zu legen.

Das würde ich aber nicht immer so machen, da intramuskuläre/subkutane Narkosen schlechter zu steuern sind und es einen Blutdruckabfall geben kann. Sprich bei einem Hund, der es gewohnt ist an den Pfoten manipuliert zu werden, (im besten Fall hat der Besitzer von klein auf Medical- Training gemacht) setze ich einen Venenkatheter gerne bereits für die Sedierung und oder Narkoseeinleitung.

Jede Euthanasie ist anders, denn jedes Lebewesen ist anders. Zum Glück stehen mir als Tierärztin viele verschiedenen Medikamente zur Verfügung und ich habe die Möglichkeit von Fall zu Fall mich für die passenden Kombinationen zu entscheiden.

Der Ablauf

Grundsätzlich geht man wie folgt vor, wenn der Hund eingeschläfert werden muss: Wenn nötig Sedierung (+/- Schmerzmittel), Narkoseeinleitung, Überdosierung der Narkose (Euthansiemittel) und oder Medikament, das Herz/Atmung anhält.

Im Regelfall schläft das Tier ruhig ein und verstirbt friedlich. Trotzdem möchte ich hier nichts schön reden. Es kann vorkommen, dass ein Tier während/am Ende der Euthanasie „Maulatmung“= Schnappatmung zeigt. Gleich vorweg, das ist nur für den Besitzer unschön anzusehen, das Tier liegt zu diesem Zeitpunkt bereits tief in Narkose und bekommt überhaupt nichts davon mit.

Aber ich bereite meine Patientenbesitzer auf solche Situationen vor. Das passiert etwa bei Tieren, die in einer sehr schlechten Kreislaufsituation sind. Herz/Lungenpatienten beispielsweise. Vor allem kann dies auch passieren, wenn ich den Hund intramuskulär „vormedizieren“ musste, wie zum Beispiel bei aggressiven Hunden, die ich vor Sedierung nicht wiegen konnte und das Gewicht (über)schätzen musste.

Für den Hund selbst kann diese Vorgehensweise aber trotzdem die Richtige sein, da sie so stressfrei einschlafen können. Wenn ich „Schnappatmung“ befürchte, kann ich auch mit dem Medikament Propofol versuchen gegenzusteuern. Hier bin ich wieder an dem Punkt: vertraue deinem Tierarzt/ ihrer Tierärztin, wir sind wirklich bemüht es allen so angenehm wie möglich zu machen.

Auch, wenn das Medikament T61 zum Einsatz kommen soll. Richtig angewendet (nach vorangegangener Narkotisierung) ein zu Recht viel genutztes Medikament zur Euthanasie. In seltenen Fällen kann es hier jedoch zu Exzitationen oder Konvulsionen kommen. (Das bekommt das narkotisierte Tier nicht mit).

Was du auch wissen solltest ist, dass es nach dem Einschläfern zu unwillkürlichen Zuckungen kommen kann. Es hat für den Tierbesitzer den Anschein „das Tier bewegt sich noch“. In Wirklichkeit handelt es sich hier um Muskelpotentiale, die entladen werden. Meinem subjektiven Empfinden nach kommt dies häufig bei sehr alten Patienten vor, die über einen geringeren „Muskelanteil“ verfügen.

Auch das sieht nicht schön aus, ist aber normal. Ich möchte hier auch nochmal darauf hinweisen, dass die Augen eines verstorbenen Hundes offen bleiben (auch in der Narkose – das ist kein Hinweis auf eine schlechte Narkose, sondern auch beim Menschen normal!). Genauso, dass es zu Urin- und Kotabsatz kommen kann. (Hier daran denken, wenn du dein Tier am Arm/Schoß hältst). Weiterlesen auf der nächsten Seite.

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Aufgewachsen mit vielen tierischen Freunden im ländlichen Oberwölz in der Steiermark (Ö). Zum Studieren nach Wien gezogen. Fleißig studiert und 2013 mit Mag.med.vet mein Studium der Veterinärmedizin beendet. Seitdem als praktische Tierärztin tätig. Spezialgebiete: Innere Medizin und Schmerztherapie. Begeisterte Reiterin und stolze Pferdemama.