Tierärztin erklärt das Impfen bei Katzen

Welche Impfungen gibt es für Katzen?

Neben den absolut empfohlenen Impfungen RCP und Tollwut (Core-Impfungen) gibt es auch Wahlimpfungen (Non-Core-Impfungen). Folgende Impfungen sind hier am Markt: Eine intranasale (in die Nase getropfte) Impfung gegen Bordetella bronchiseptica. Bordetellen sind Bakterien, die zu den Erregern des Katzenschnupfen-Komplex gehören und zu Atemwegserkrankungen führen.

In neueren Untersuchungen wird diesem Erreger immer mehr Bedeutung gegeben. Diese Impfung kann bereits in der vierten Lebenswoche erfolgen, im Idealfall mindestens eine Woche bevor man mit dem Kontakt von Bordetellen rechnet. Danach sind die Katzen ein Jahr lang geschützt. Ich empfehle diese Impfung gerne, wenn sehr viele Katzen auf einem eingeschränkten Raum zusammenleben.

Wie zum Beispiel in Tierpensionen (hier die klare Empfehlung sein Tier mindestens eine Woche vor dem Aufenthalt schützen zu lassen). Aber auch von Hunden können Bordetellen auf Katzen übertragen werden, sollte also die Katze Kontakt mit Hunden haben, ist eine Impfung zu überlegen. Erwähnen möchte ich auch, dass Bordetellen auch auf den Menschen übertragen werden können, eine geimpfte Katze schützt somit auch ihre Besitzer.

Eine weitere intranasale Impfung ist die FIP oder FCoV impfung. Ein aktiver Impfstoff gegen feline infektiöse Peritonitis, die leider aufgrund einer überschießenden Immunreaktion zum Tod führt. Daher zu Recht eine der gefürchtetsten Erkrankungen bei der Katze. Die Impfstoffe, die am Markt sind, können ab der 16 Lebenswoche geimpft werden, mit Auffrischung nach 3 Wochen und empfohlener jährlicher Wiederholung.

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Leider kann ich persönlich diese Impfung jedoch nicht empfehlen. Die Studien zur Wirksamkeit dieses Impfstoffes sind sehr unterschiedlich ausgefallen, von 0 bis 80 % war da alles dabei. Auch die “Sicherheit” der Impfung ist strittig. Falls die Impfung trotzdem verwendet werden sollte, dann muss zumindest davor sichergestellt werden, dass das Tier noch keinen Kontakt mit dem Erreger hatte (Antikörpertest), denn dann wäre der Impfstoff unwirksam.

In einem Haushalt (Katzenzucht) in der es FIP Fälle gegeben hat, bzw. bekannt ist, dass das FCoV Virus nachgewiesen wurde, kann aufgrund der besonderen Verhaltensweisen dieses Virus KEINE Impfempfehlung ausgesprochen werden. Leider stehen wir dieser Erkrankung im Moment noch sehr machtlos gegenüber.

Die wichtigste Prophylaxe ist die Kontrolle von “überschießenden Katzen Populationen”, wie durch unkastrierte Streunerkatzen und zu vielen Katzen in einem Haushalt. Denn hier passiert eine ständige “Reinfektion” mit dem Virus und regt es zur Mutation und damit dem Krankheitsausbruch an. Zur Prophylaxe zählt auch das regelmäßige Reinigen der Katzentoilette.

Meine Aufgabe als Tierärztin bei der FIP Prophylaxe besteht darin, durch gezielte Testungen “konstante Ausscheide des Virus zu detektieren” und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass sehr intensiv geforscht wird und es in den nächsten 3 Jahren die Aussicht auf ein Heilmittel gibt.

Eine weitere Non Core Impfung ist die gegen Chlamydia felis, ein Bakterium, welches häufig beim Katzenschnupfen-Komplex beteiligt ist. Diese ist als Kombinationsimpfung erhältlich. Je nach Hersteller kann aber der 8. beziehungsweise 9. Lebenswoche geimpft werden. Diese sollte nach 3–4 Wochen wiederholt werden. Danach ist deine Katze ein Jahr gegen den schweren Verlauf einer Chlamydien Infektion geschützt.

Ich empfehle diese Kombinationsimpfung vor allem größeren Katzenzuchten und jungen Katzen. Denn Katzen im Alter zwischen 2 und 12 Monaten sind am gefährdetsten für eine Chlamydieninfektion. Auch gegen Pilze kann man seine Katze impfen lassen. Diese Impfstoffe haben auch eine therapeutische Zulassung.

Das heißt, man kann Katzen nicht nur vorbeugend gegen Pilze impfen lassen, sondern auch bereits an Pilz erkrankte Katzen damit “behandeln” und dadurch die Abheilung von sichtbaren Hautveränderungen fördern. Diese Impfung ist ab der 10.-12. Lebenswoche möglich und sollte nach 14 Tagen wiederholt werden. Danach sollte zumindest ein Schutz von 9 Monaten bestehen.

Auch hier der Hinweis, dass Pilzinfektionen der Katze auch auf den Menschen und andere Haustiere übertragen werden können. In Haushalten, in denen es bereits Pilzprobleme gegeben hat, empfehle ich die Impfung. Vor allem, wenn ein neues Familienmitglied (egal ob tierisch oder menschlich) einzieht.

Auch bei Pilzerkrankungen, die sich mit einfachen Waschungen nicht in den Griff bekommen lassen, oder wenn Hautveränderung sehr ausgeprägt sind, setze ich die Impfung gerne ein. Die Impfung gegen das feline Leukämievirus (FeLV) ist die letzte Non Core Impfung, die ich dir vorstellen möchte. Etwa 2 bis 10 % unserer heimischen Katzen tragen diesen Virus in sich und können ihn bei direktem Kontakt auf andere Katzen übertragen. Die Symptome sind hier vielfältig und unterschiedlich.

Oft treten Symptome erst viele Jahre nach der Infektion auf. Das Leukosevirus besitzt die Fähigkeit über verschiedenen Mechanismen Tumore entstehen zu lassen (vor allem die gefürchteten Lymphome). Eine Impfung erachte ich aus diesem Sinne für Risikogruppen als absolut sinnvoll. Ich impfe, nach vorherigem Antikörpertest, vor allem junge Freigänger Katzen und allgemein jungen Katzen, die auf unbekannte Katzen treffen. (Tierpension/Ausstellung). Man kann Kitten ab der 8. Lebenswoche impfen und erneut nach 3–4 Wochen.

Die Grundimmunisierung wird mit einer erneuten Impfung nach einem Jahr abgeschlossen. Das Leukämievirus befällt Katzen vor allem in den ersten Lebensjahren. Mit zunehmendem Alter sinkt das Infektionsrisiko. Ab einem Alter von 7 Jahren ist eine Infektion sehr unwahrscheinlich, darum beende ich in diesem Alter bei vielen Patienten die Impfung. (individuell, je nach Risikoeinschätzung).

Katzen impfen lassen – Fazit

Du siehst eine Impfung kann deine Katze vor vielen Krankheiten schützen. Nicht immer kann eine Impfung die Krankheit ganz verhindern. In jedem Fall aber die Symptome abschwächen und eine schnellere Heilung bewirken. Welche Impfungen dein Tier erhalten sollte und in welchen Abständen aufgefrischt wird, muss individuell, je nach Lebensumstand, entschieden werden.

Stoisches jährliches Impfen, weil man es immer schon so gemacht hat, ohne Risikoeinschätzung, finde ich nicht mehr zeitgemäß! Katzen kosten Geld. Das ist ein Fakt. Auch Impfungen kosten Geld. Dieses ist hier aber besonders gut angelegt, denn Prophylaxe ist deutlich günstiger als ein Krankheitsfall. Viele Tierversicherungen übernehmen auch Impfkosten. Es zahlt sich auf jeden Fall aus sich zu erkundigen.

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Aufgewachsen mit vielen tierischen Freunden im ländlichen Oberwölz in der Steiermark (Ö). Zum Studieren nach Wien gezogen. Fleißig studiert und 2013 mit Mag.med.vet mein Studium der Veterinärmedizin beendet. Seitdem als praktische Tierärztin tätig. Spezialgebiete: Innere Medizin und Schmerztherapie. Begeisterte Reiterin und stolze Pferdemama.