
Glaubst du auch, Katzenerziehung wäre gar nicht möglich? Weil angeblich bei den Samtpfoten alle Bemühungen scheitern, ihnen etwas beizubringen? Keine Sorge, hier erfährst du, worauf du beim Katze erziehen achten muss und wie es dir gelingt, deiner Katze etwas beizubringen. Der Mythos, dass Katzen nicht erziehbar seien, hält sich hartnäckig.
Das hat mit der ausgesprochen individualistischen Veranlagung der Miezen zu tun. Oder anders gesagt: Stubentiger haben einen starken Willen. Man könnte auch sagen: Sie sind Dickschädel. Wie alle Säugetiere sind auch Katzen lernfähig. Lernen und Gedächtnis sind ja die Voraussetzungen für Erziehung.
Die soll ja nichts anderes bewirken, als eine Verhaltensveränderung. Du willst deine Katze dazu erziehen, dass sie bestimmte Dinge nicht tut? Sie soll nicht auf den Tisch springen oder am Sofa kratzen? Hier erfährst du, wie das zu schaffen ist.
Was ist wichtig zu wissen? Die Grundlagen der Katzenerziehung
Samtpfoten haben als Jungtiere eine sogenannte „sensible Phase“. Zwischen der zweiten und achten Lebenswoche durchlaufen sie eine extrem schnelle körperliche und geistige Entwicklung. Jetzt laufen „prägungsähnliche“ Vorgänge ab. Das heißt, in dieser Zeit lernen die jungen Katzen für ihr gesamtes Leben.
Sie erfahren, wie Artgenossen aussehen, was sie fressen dürfen und was nicht. Die Mutter zeigt ihnen, welche Regeln zu beachten sind und wo Gefahren lauern. Katzenmütter erziehen ihre Kinder recht rabiat.
Die Kleinen werden mit den Pfoten festgehalten und sauber geleckt, auch wenn sie quieken. Sie bekommen ein paar Pfotenhiebe, wenn sie sich zu weit entfernen und werden zurückgeschleppt. Die Katzenmutter bringt ihren Kindern irgendwann tote und lebende Beute und lässt ihren Nachwuchs damit wichtige Erfahrungen machen. Zum Beispiel auch die, dass Beutetiere wehrhaft sind.
Was Katzenkinder lernen müssen

Die Jungtiere müssen viel und schnell lernen, denn mit rund drei Monaten wendet sich die Mutter meist von ihnen ab. Dann müssen sie auf eigenen Pfoten durch das Leben gehen. Diese ersten Wochen im Leben – das ist die Phase, in der auch die Erziehung durch den Menschen beginnen sollte. Sobald die Kleinen mobil werden und die Welt erkunden, kannst du ihnen beibringen, hochgehoben, festgehalten und wieder abgesetzt zu werden.
Wenn sie anfangen zu klettern und sich an Vorhängen entlang hangeln, musst du eingreifen. Und wenn sie schmerzhaft an menschlichen Beinen hochklettern, solltest du auch das nicht dulden. Erziehung beginnt mit solchen kleinen Schritten.
Katzen erziehen leicht gemacht
Katzenkinder sind immer niedlich, goldig, süß. Man kann ihnen nicht böse sein und verzeiht den kleinen Kobolden alle Streiche. Es stimmt zwar nicht, dass „was Kätzchen nicht lernt, Katze nimmermehr lernt“.
Aber einfacher ist es, gleich von Beginn an klare Regeln aufzustellen. Wenn die Samtpfote nicht auf den gedeckten Tisch, die Arbeitsplatte in der Küche oder den Herd springen soll, dann kann sie das lernen. Wie? Am besten, du beobachtest deine Mieze. Erkennst du, dass sie sich für den Sprung vorbereitet? Das ist der Moment zum Eingreifen. Jetzt oder nie. Wichtig ist das genaue Timing.
Du musst schnell und energisch sein, dann lernt deine Katze am besten. Siehst du also, dass deine Samtpfote etwas Unerlaubtes tun will, dann gibst du immer das gleiche Kommando, und zwar laut, mit tiefer Stimme und eindringlich.
Ob du nun „nein“ oder „aus“ oder „halt“ sagst, ist gleichgültig. Aber es sollte immer das gleiche Kommando sein. Um die Wirkung der Stimme zu unterstützen, kannst du auf deine Körpersprache setzen. Mach dich groß, schau auf die Katze hinunter. Neige dich etwas vor. Dabei kannst du auch in die Hände klatschen. In jedem Fall soll die Katze zurückweichen.
Katzenerziehung durch Wiederholung von Abläufen

Die Zoologen haben durch Untersuchungen herausgefunden, wie Katzen lernen. Also auch, wie sie sich erziehen lassen. Ganz einfach – durch viele Wiederholungen und schnelle Reaktionen. Fellnasen lernen am besten und nachhaltigsten, wenn auf ihr Verhalten immer die gleiche Antwort erfolgt, und zwar innerhalb von ein bis zwei Sekunden.
Ein Beispiel macht das deutlich: Die Katze will auf den Tisch springen. Du beugst dich vor, sagst laut und tief „Halt“. Und zwar in dem Moment, in dem sie springen will, nicht vorher, nicht nachher.
Wichtig ist, das immer, wirklich immer zu wiederholen, wenn die Katze springen will. Es wird eine Zeit lang dauern, bis sie das verstanden hat und akzeptiert. Denn der Tisch und die Sachen, die darauf stehen, sind sehr verlockend aus Katzensicht.
Wie du deine Katze mit Belohnung erziehst

Niemand möchte sein Tier immer nur maßregeln. Das gefällt dir sicher auch nicht. Und es tut der Beziehung der Katze zu ihrem Menschen auch nicht gut. Du solltest dir also überlegen, wie du deine Samtpfote auch mit positiven Aktionen erziehen kannst. Alle Katzen sind neugierig. Sie nehmen ihre Umwelt mit scharfen Sinnen wahr.
Und alle Dinge, die neu, anders oder aus Katzensicht besonders attraktiv sind, fordern sie heraus. Dazu gehören interessante Bewegungen, Geräusche oder Gerüche – etwa nach Futter. Wenn auf der Arbeitsplatte etwas zubereitet, gehackt oder geschnitten wird, wenn auf dem Tisch etwas gut Riechendes steht – dann will die Katze es begutachten.
Das kannst du nicht nur vermeiden, indem du sie, wie oben beschrieben, davon abhältst. Du kannst sie auch für etwas belohnen, ihr also Zuwendung für gewünschtes Verhalten geben. Vor jedem Essen etwa, das auf den Tisch kommt, kannst du auch deiner Katze eine kleine Portion Futter anbieten – aber nur, solange sie brav auf dem Boden sitzenbleibt.
Viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt sind ohnehin viel tiergerechter, als nur zweimal am Tag zu füttern. Damit lenkst du die Katze ab und sie wird satt und nicht mehr so neugierig sein.
Darfst du deine Katze mit Strafe und Abschreckung erziehen?
„Strafe“, das klingt für viele Katzenhalter schlimm. Sie möchten ihrem Tier nichts Böses tun. Darum geht es aber auch nicht. Du sollst deiner Samtpfote natürlich weder Schmerzen zufügen noch Angst machen.
Aber sie muss, wenn ihr beide friedlich zusammenleben wollt, bestimmte Regeln lernen. Und da ist manchmal ein wenig Nachhilfe nötig. Es kommt auf die Wahl der Mittel und die Stärke des Strafreizes an. Die berühmte Wasserspritze oder Blumenspritze ist so ein Mittel.
Keine Katze kommt je dadurch zu Schaden, dass sie mit kaltem Wasser angespritzt wird. Das ist schlimmstenfalls unangenehm, aber meistens nachhaltig. Vor allem dann, wenn es einen Sprühstoß Wasser ins Gesicht gibt, geben fast alle Tiere ihr Vorhaben auf. Zielloses Versprühen von Wasser dagegen nutzt meist wenig und perlt aus dem Fell einfach ab.
Oft hilft es auch, das Tier kräftig anpusten, weil der Luftstrom reflexartig ein Zurückweichen auslöst. Noch dazu erinnert es an das warnende Fauchen von Artgenossen.
Katze erziehen durch Löschung unerwünschten Verhaltens
„Extinktion“, also Löschen nennen die Verhaltensexperten eine andere Methode der Erziehung. Das bedeutet, ein unangenehmes oder unerwünschtes Verhalten so lange völlig zu ignorieren, bis es von allein aufgegeben wird. Deine Katze miaut um drei Uhr morgens vor der Schlafzimmertür? Sie wird immer lauter, bis du aufstehst? Besser wäre es, du würdest das Geschrei vollkommen ignorieren.
Denn was du auch tust, deine Katze wird es als Bestätigung und Zuwendung für ihr Verhalten verstehen und weiter und lauter miauen. Das durchzuhalten kostet Nerven – keine Frage.
- Falsches Timing – zu späte, zu langsame Reaktion
- Bestrafen, wenn kein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Dann versteht das Tier nicht, wofür es bestraft wird
- Inkonsequenz – mal belohnen, mal bestrafen, mal auch wieder gar nicht zu reagieren führen dazu, dass Katzen schlecht lernen. So können sie ihr Verhalten nicht wie gewünscht verändern
- Nicht genügend Geduld – du brauchst viele Wiederholungen, um Erziehungsfortschritte zu erreichen
Katzenerziehung – Beispiele
Wir haben für dich drei einfache Beispiele, wie man eine Katze erziehen kann.
Beispiel eins: Katze beißt in die Füße
Deine Katze liebt wilde Spiele und vor allem, dabei in deine Füße zu beißen? Das ist oft eine Folge falscher Erziehung bei Jungkatzen. Was die Tiere da zeigen, ist eine Spielaggression. Das mag bei niedlichen Katzenkindern noch putzig sein, bei einer erwachsenen Samtpfote ist es schmerzhaft. Nur dass das Tier nicht verstehen kann, warum etwas jetzt verboten ist, was doch früher erlaubt war.
Hier hilft nur einerseits ein klares Kommando, also lautes „Halt“ oder „Au“. Auch Geschwister würden in so einer Situation quietschen oder kreischen. Sie signalisieren damit, dass ihre Schmerzgrenze überschritten ist.
Auf der anderen Seite muss die Katze aber dennoch die Möglichkeit haben, ihren Bewegungsdrang und Beuteinstinkt auszuleben. Du kannst ihr dazu Spielzeug geben, das ins Beuteschema passt. Gutes Spielzeug bewegt sich. Es kriecht über den Boden, es flattert, hüpft, springt und schlängelt sich. Kurz, es ist Beuteersatz.
Beispiel zwei: Katze beißt beim Streicheln
Sehr viele Samtpfoten werden ausgerechnet beim Kraulen und Schmusen zu Kratzbürsten. Nicht jede Katze mag es, überall angefasst zu werden. Die meisten lieben es, am Kopf und unter dem Kinn gekrault zu werden. Sie tolerieren es aber nicht, wenn der Mensch den hinteren Rücken oder den Schwanzansatz berührt.
Dann packen blitzschnell vier Pfoten die streichelnde Hand und halten sie fest. Das ist eine reaktive Aggression, eine Abwehr deiner Katze, wenn du ihre persönliche Grenze überschritten hast. Dennoch tut es weh. Wie kannst du es dem Tier abgewöhnen? Ganz einfach. Beim Streicheln musst du sehr genau die Körpersprache der Katze beobachten.
Bei den ersten Zeichen von Unwohlsein stellst du die Berührung ein und wartest einige Sekunden. Beißt oder zwickt sie dich dennoch, stehst du ruhig auf und beendest die Situation, in dem du aus dem Zimmer gehst.
Beispiel drei: Katze kratzt am Sofa
Katzen müssen kratzen, das gehört zu ihrer Natur. Aber wer möchte schon einen völlig verkratzten Sessel oder ein Sofa mit tiefen Löchern haben? Du kannst deine Katze erziehen, indem du ihr diese Stelle, an der sie nicht kratzen soll, unschön und unattraktiv machst.
Beklebe die verkratzte Stelle mit doppelseitigem Klebeband. Beim nächsten Kratzversuch wird die Mieze merken, wie unangenehm das ist und es nicht mehr wiederholen. Das nennt man „anonyme Bestrafung“. Aber natürlich musst du ihr auch Stellen anbieten, an denen sie kratzen darf. Das kann neben dem Kratzbaum auch eine Kratzmatte sein oder Kratzecken mit Sisal, die sich an der Wand anbringen lassen.
Junge vs. alte Katzen erziehen
Wie schon beschrieben, ist es einfach jungen Tieren etwas beizubringen. Sie lernen viel im Spiel und in ihrer Entwicklung zur erwachsenen Katze besonders schnell und nachhaltig. Bei einer gestandenen Katzenpersönlichkeit ist das zwar etwas schwieriger, aber nicht unmöglich.
Die Grundsätze und Regeln sind die gleichen. Anders als oft zu hören, ist Katzenerziehung möglich und machbar. Mit Konsequenz, einem guten Timing und Geduld kannst du deiner Katze beibringen, was sie lernen soll. Erzähle uns und den Lesern von deiner Mieze!
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